V 1605 (ex M 1903, ex “Mosel”)
Typ: Wrack aus dem 2. Weltkrieg
Maße: 49,73x 8,14x 3,75 m.
Level: Tieftaucher Erfahrung (tech taucher)
Strömung: ja
Tiefe: 30m bis 54m
V 1605 war ein so genanntes Vorpostenboot der deutschen Kriegsmarine im 2. Weltkrieg. Vorpostenboote waren meist aus Fischdampfern oder Walfangbooten umgebaute Hilfskriegsschiffe, die als kleine, kompakte und oft schwer bewaffnete Kampfschiffe vielseitig einsetzbar waren. Ihre Hauptaufgaben waren Geleitschutz, U-Bootjagd, Minensuche und –räumung. Trotz seiner zu letzt geführten offiziellen Bezeichnung V 1605 ist dieses Wrack besser unter seinem ursprünglichen Namen “Mosel” bekannt.
Die “Mosel” war ursprünglich ein Fischdampfer vom Typ Uranus, der 1937 unter der Baunummer 264 bei der Schiffbaugesellschaft Unterweser gebaut wurde. Auftraggeber war die Reederei Hochseefischerei Hans Kunkel aus Wesermünde. Der Stapellauf erfolgte am 28. Juli 1937. Sie war ein Seitentrawler in Maierform. Im September 1939 wurde die „Mosel“ wie viele andere Fischkutter, Trawler und Walfangboote von der Kriegsmarine eingezogen und militarisiert. Sie erhielt eine militärische Besatzung und Bewaffnung, um im 2. Weltkrieg zu dienen.
Am 6. Oktober 1939 wurde sie von der Kriegsmarine als Minensucher M 1903 in der 19. Minensuchflottille in Dienst gestellt, die erst im Vormonat aufgestellt worden war. Der Heimathafen war nun Kiel. Zunächst leistete M 1903 Sicherungsdienst in der Ostsee und übernahm Wachaufgaben im Belt. Seine ersten größeren Einsätze hatte M 1903 dann im April 1940 während der Invasion Norwegens, der so genannten Operation Weserübung. Er leistete Geleitschutz für den Norwegen-nachschub über den Kattegat und den Skagerrak. Hier war sie an einigen Rettungseinsätzen beteiligt, unter anderem für den schweren Kreuzer „Lützow“. Bis 1943 blieben Kattegat und Skagerrak das Operationsgebiet im Sicherungsdienst. Am 8. Oktober 1943 wurde die 19. Minensuchflottille schließlich aufgelöst. Daher war die „Mosel“ bereits am 5. Oktober 1943 zur 16. Vorpostenbootflottille verlegt worden. Dort erhielt sie ihre letzte Bezeichnung V 1605. Ihr Heimathafen war Fredrikshavn im Norden Dänemarks. Die Aufgabe dieser Flottille war Sicherungs- und Geleitdienst für Konvois und Handelsschiffe im Operationsgebiet Kattegat und Skagerrak. Für diese Einsätze erhielt V 1605 mehrere Flugabwehrgeschütze der Kaliber 8,8 cm, 3,7 cm und 2,0 cm und Wasserbomben als Bewaffnung. Dadurch konnte sie U-Boote orten und bekämpfen, Minen räumen und sehr effektiven Schutz gegen Luftangriffe bieten. Als Besonderheit war V 1605 mit einem Funkmessortungsgerät vom Typ FuMO 62 (Hohentwiel S) ausgerüstet.
Am 15. Oktober 1944 hatte V 1605 Befehl, dem Betriebstanker „Inger Johanne“ mit einer Ladung Petroleum von Oslo nach Kristiansand Geleitschutz zu geben. Der kleine Konvoi befand sich nicht mehr weit von Kristiansand entfernt und war auf Höhe von Lillesand in westlicher Richtung unterwegs.
Am Nachmittag wurde er auf Höhe von Brekkestø in der Nähe von Lillesand von einem großen britisch-kanadischen Jagdbomberverband des britischen Coastal Command entdeckt, der über Kap Lindesnes eingeflogen war. Es handelte sich um das im schottischen Banff stationierte Banff Strike Wing. Es bestand aus 21 Bristol Beaufighter TF Mk. X der 144 Sqn der RAF und der kanadischen 404 Sqn („Buffaloes“, RCAF), sowie 12 De Havilland Mosquito FB Mk. VI der 235 Sqn und weitere fünf der 248 Sqn. Von den 21 Beaufighter TF Mk. X gehörten neun zur 11 Sqn und 12 zur 404 Sqn. Um 15:18 Uhr leiteten sie ihren Angriff ein. Der Angriff wurde von dem Exilfranzosen Sqn Ldr Jean M. Maurice angeführt. Er galt als einer der besten Beaufighter-Piloten des Coastal Command. Die 12 Beaufighter der kanadischen 404 Sqn, die von Sqn Ldr W. R. Christison angeführt wurden, griffen die “Inger Johanne” paarweise mit MG-Feuer und ungelenkten Raketen an, um ihre Flugabwehr zu unterdrücken. Die neun mit Torpedos bewaffneten Beaufighter der 144 Sqn führten dagegen den eigentlichen Angriff auf sie durch. Die Mosquitos hatten die Aufgabe, V 1605 anzugreifen und damit dessen deutlich stärkere und gefährlicher Flugabwehr zu binden. V 1605 leistete zwar heftige Gegenwehr mit seinen 8,8 cm, 3,7 cm und 2,0 cm Flak, hatte aber letztlich keine Chance, einen so massiven Angriff abzuwehren, geschweige denn, den Tanker zu schützen. Während die Mosquitos die Flak von V 1605 beschäftigt hielten, gelang es den Torpedos tragenden Beaufighter („Torbeaus“), den Tanker zu torpedieren. Die “Inger Johanne” geriet dadurch in Brand, woraufhin sich ihre Ladung aus Petroleum in einer heftigen Explosion entzündete. Dies bedeutete ihr Ende in einem Flammeninferno. V 1605 erlitt unzählige Treffer durch die Bordkanonen der Jagdbomber. Schließlich traf eines der ungelenkten Raketengeschosse den Kesselraum, in dem niemand überlebte. V 1605 war jetzt antriebslos und manövrierunfähig. Auch der Strom dürfte in diesem Moment ausgefallen sein. Weitere Treffer setzten das Vorschiff in Brand und forderten auch dort Todesopfer. Die entstandenen Brände weiteten sich schließlich auch auf das Munitionsmagazin aus. Als die Flugzeuge um 15:37 Uhr ihren Angriff abbrachen, stand V 1605 vollständig in Flammen und nichts an Bord funktionierte mehr. Durch die großen Lecks unterhalb der Wasserlinie drang rasch immer mehr Wasser ein, so dass V 1605 nur drei Minuten später sank. 21 Besatzungsmitglieder starben bei dem Angriff. Nur fünf Leichname konnten geborgen werden. Für 16 Seeleute wurde V 1605 zum Kriegsgrab.
Das Wrack von V 1605, welches in der Region besser unter dem Namen “Mosel” bekannt ist, wurde erst im Sommer 2001 südlich vor Lyngholmen nahe Lillesand in hervorragendem Erhaltungszustand und unberührt gefunden. Seine Entdecker waren die bekannten einheimischen Taucher Bjarte Vestol, Siri Skar, sowie Ole Jakob Vallesverd. Das Wrack ist nicht permanent mit einer Boje markiert, was Tauchgänge dort etwas aufwändiger macht. Der Tauchplatz liegt völlig ungeschützt vor der Küste und ist gegenüber der Witterung stark exponiert, so dass tagsüber praktisch immer mit starken Winden von See zu rechnen ist. Bei Tagesanbruch kommt daher schnell starke Dünung und Winddrift auf, die eine sichere Dekompression unmöglich machen können. Tauchgänge sollten deshalb sehr früh morgens kurz nach Tagesanbruch durchgeführt werden, da meist nur dann mit einigermaßen ruhiger See gerechnet werden kann. Die exponiert Lage in Verbindung mit größeren Tauchtiefen zwischen 35 und 50 m macht V 1605 zu einem Wrack für fortgeschrittene und technische Taucher, die über Wrackerfahrung verfügen und Dekompressionsprozeduren beherrschen. Die „Mosel“ ist ein unglaublich spannendes Wrack, da es fast in dem Zustand erhalten geblieben ist, in dem es sank. Es liegt auf aufrechtem Kiel mit leichter Neigung nach Backbord. Der Bug, dessen beide Anker noch vorhanden sind, wird auf 35 m erreicht. An seiner Spitze kann man ein Lärmgerät zur akustischen Minenräumung erkennen. Auf dem Vordeck steht auf einer runden Plattform, dessen Holzbeplankung bereits verschwunden ist, die große 8,8 cm-Flak. Auch am Heck, welches bei etwa 50 m liegt, ist noch ein großkalibriges Einzelgeschütz vorhanden. Das Brückenhaus ist noch gut intakt, nur die obersten Aufbauten sind zerstört. An Deck finden sich in Eile aufgerissene Munitionskisten, teilweise noch mit Flak-Munition darin. Auch ein Löschschlauch liegt noch an Deck. Man kann sich während des Tauchgangs regelrecht vorstellen, welche dramatischen Szenen sich an Bord abgespielt haben müssen. Das Wrack der “Mosel” ist sicher eines der schönsten und spektakulärsten im südlichen Norwegen.
Technische Daten:
Länge: 54,56 m
Breite: 8,14 m
Tiefgang: 3,77 m
Tonnage: 426 BRT
Verdrängung: ~925 t
Höchstgeschwindigkeit: 11,8 kn
Maschinenleistung: Dreifach-Expansionsmaschine Heißdampf mit Abdampfturbine 1 K mit 760 PS
Fahrstrecke: 7200 sm bei 10 kn
Treibmittel: 240 t Kohle
Besatzung: 17 (als Fischdampfer), zu Kriegszeiten deutlich mehr
Bewaffnung: mehrere Flak-Geschütze der Kaliber 8,8 cm, 3,7 cm und 2,0 cm, Wasserbomben
Technical specifications:
Length: 54,56 m
Width: 8,14 m
Draught: 3,77 m
Gross tonnage: 426 grt
Displacement: ~925 t
Speed: 11,8 kn
Machinery: a triple-expansion steam engine with 760 hp
Range: 7200 nm bei 10 kn
Fuel: 240 t of coal
Crew: 17 (as a fishing trawler), the war time complement is unknown, but higher
Armament: several anti-aircraft guns of 8,8 cm, 3,7 cm und 2,0 cm calibres, depth charge