“Savonmaa”
Tiefe von 18 bis 25 m
Typ: Wrack
Technische Daten:
Tonnage: 1749 BRT bzw. 968 NRT
Tragfähigkeit: 3225 tdw
Länge: 91,46 m
Breite: 13,16 m
Tiefgang: 4,99 m
Maschinenleistung: eine Dreifach-Expansionsmaschine mit 1534 PS, zwei Kessel
Geschwindigkeit: 10,5 kn
Besatzung: 26
“Savona” (ex “Franconia” ex “Roland”)
Das Wrack der “Savonmaa” zeugt von einer Tragödie, die sich am 20. Januar 1937 vor Mandal ereignet hat und die Region damals schwer erschütterte. Der Frachtdampfer ging in einer eisigen Orkannacht verloren und keiner der 26 Seemänner an Bord überlebte die Katastrophe. Zu dieser Zeit war dies eines der tragischsten Schiffsunglücke, die die Region bis dahin erlebt hatte. Entsprechend groß war die Anteilnahme der lokalen Bevölkerung. An der Stelle, an der man das erste Todesopfer der “Savonmaa”-Katastrophe fand, errichtete man später ein Monument in Gestalt einer Stein-pyramide mit einer Tafel, auf der die Namen aller Opfer der Tragödie aufgeführt sind. Insgesamt konnten nur fünf oder sechs Leichen geborgen werden, die anderen fand man nie. An der Begräbnis-zeremonie nahmen etwa 4000 Menschen aus der Region Mandal Anteil. An einem Gedenkgottes-dienst am 7. August 1938 an dem Gedenkstein nahmen sogar über 6000 Menschen teil, die mit über 300 Booten anreisten! Diese Zahlen lassen erahnen, welche Betroffenheit die Tragödie der “Savonmaa” in der Region auslöste. Noch im Jahr 2007 wurde zum 70sten Jahrestag der Katastrophe an dem Monument auf Kniblingen eine Gedenkfeier abgehalten. Das “Savonmaa”-Monument kann man noch heute bei einem Landgang besichtigen, den man gut mit einem Tauchgang am Wrack verbinden kann. Dies macht einen Tauchgang an der “Savonmaa” zu einem besonderen Ereignis.
Die “Savonmaa” lief 1921 als “Franconia” vom Stapel. Bauwerft war die Eriksberg Mek. Verkstads AB in Malmö, Schweden. Auftraggeber war die schwedische Reederei Rediri-AB Svenska Lloyd mit Sitz in Göteborg. Der Frachter war aus Stahl gebaut und wies einen zweigeteilten Aufbau mittschiffs auf, der ihm eine markante Linie verlieh. Hinter dem Brückenhaus befand sich eine Frachtluke, hinter der noch ein weiterer Decksaufbau angeordnet war, auf dem auch der einzige Schornstein des Schiffs stand. Insgesamt wies die “Franconia” fünf Frachtluken auf, an denen zwei Masten standen. Die “Franconia” sollte jedoch nie unter diesem Namen in Fahrt gehen. Nachdem das Schiff fertig gestellt war, wurde es unter dem neuen Namen “Roland” an die Ångfartygs AB Tirfing mit Sitz in Göteborg ausgeliefert. Für ihren neuen Eigner fuhr die “Roland” auf der Svenska Orient Linien. 1936 wurde sie schließlich an die finnische Reederei Finska Ångfartygs-AB in Helsingfors verkauft. Diese taufte das Schiff auf den Namen “Savonmaa” um.
Der Januar 1937 war von Stürmen geprägt, wie sie in solcher Stärke und Beständigkeit nur selten vorkommen. Es war vor den Küsten Norwegens bereits zu mehreren Schiffsverlusten durch diese Wetterlage gekommen. In der Nacht des 20. Januar kämpfte sich auch die „Savonmaa“ in der Nähe von Kniplingsholmen durch einen Sturm, der zu einem Orkan herangewachsen war. Zudem herrschte Schneetreiben. Sie war unter Kapitän Ragnar Bäckman auf einer Fahrt von Viipuri nahe St. Petersburg über Helsingfors nach Manchester. Die Ladung bestand aus Papier und Stückgut, worunter auch Grabsteine waren. Was sich genau in dieser Nacht auf der “Savonmaa” abspielte, ist nicht bekannt, da niemand die folgende Tragödie überlebte, um davon erzählen zu können. Auch anderweitige Augenzeugen gab es nicht. Um 1:30 Uhr wurde in Flekkerøy ein Notruf empfangen. Doch an der Küste war aufgrund des Unwetters die Stromversorgung zusammengebrochen. Daher konnte man nicht antworten. Nur zwei dänische Funkstationen hatten Kontakt zur “Savonmaa”. Das nächste Rettungsfahrzeug war ein alter unmotorisierter Rettungskutter aus Ny Hellesund, der jedoch einem Orkan wenig entgegenzusetzen hatte. Die ersten Funksprüche vermittelten den Eindruck, die „Savonmaa“ sei auf das Riff von Ballastkjaerne aufgelaufen. Nach einem letzten Funkspruch um 3:05 Uhr brach der Kontakt zu dem Havaristen ab. Hilfe konnte erst am folgenden Morgen geschickt werden, nachdem sich der Sturm gelegt hatte. Aber die Position, die die „Savonmaa“ angegeben hatte, erwies sich als falsch. Erst nach stundenlanger Suche wurde die schwer beschädigte „Savonmaa“ von einem Fischer aus Flekkerøy bei Kniblingen auf Grund liegend gesichtet. Der Bug war bereits unter Wasser und Wrackteile waren im Umkreis verstreut. Nur das Heck ragte noch aus dem Wasser. Als sich die Rettungsfahrzeuge näherten, war von der Mannschaft keine Spur mehr zu finden. Die Hilfe kam zu spät. Keiner der 26 Männer an Bord hatte die Tragödie überlebt. Wahrscheinlich hatte die See sie alle von Bord gerissen, ehe sie die Rettungsboote klar machen konnten. Trotz der Nähe mehrere Schäreninseln zur Unglücksstelle war ein Überleben in der eisigen Kälte der winterlichen Sturmnacht unmöglich. Am folgenden Tage wurden noch mehrere Papierballen aus der Ladung der “Savonmaa” geborgen, die an den Stränden angeschwemmt worden waren. Unter einem von ihnen wurde die erste Leiche eines der Besatzungsmitglieder gefunden. Er hatte es offenbar noch geschafft, sich an Land zu retten, doch völlig durchnässt war er in der eisigen Sturmnacht erfroren. Ein paar Tage nach dem Untergang wurde ein ortsansässiger Taucher mit Bergungsarbeiten beauftragt. Es gelang ihm, Geld und die Briefmarkensammlung des Kapitäns zu bergen. Außerdem barg er 150 Grabsteine aus der Ladung. Später wurde das Wrack an die Gebrüder Anda aus Stavanger verkauft, die es teilweise sprengten, um an die Ladung heranzukommen. Dabei kam es zu einem tragischen Tauchunfall, bei dem ein Bergungstaucher ums Leben kam. Das Wrack der “Savonmaa” sank endgültig im Dezember 1937.
Heute liegen die Überreste der „Savonmaa“ in einer Tiefe von 18 bis 25 m bei Kniblingen. Die Wracklage liegt an einer der Küste vorgelagerten Schärenformation und ist daher recht exponiert. Sie kann daher eher bei geringen Windstärken und vorzugsweise ablandigem Wind angefahren werden, da sie dann im Windschatten der Felsinsel liegt, vor der das Wrack liegt. Die Hecksektion ist bis zum Mittelschiff nahezu völlig zerstört. Der Rumpf ist weitgehend kollabiert und liegt nach Backbord geneigt. In den vorderen Laderäumen stehen noch viele der mächtigen Papierrollen nahezu völlig unversehrt. In der Wrackumgebung finden sich zahlreiche Papierfetzen, die lose umher treiben. Dazwischen stehen vereinzelt säulenartige, schlanke Steine mit quadratischem Grundriss, die die erwähnten Grabsteine sein könnten. Einzig der Bug, der einige Meter vom Hauptwrack entfernt auf 90° Backbord liegt, ist in sehr gutem Erhaltungszustand und bietet einen imposanten Anblick, besonders von direkt vorn betrachtet. Von der Backbordseite schaut man direkt auf das Deck mit seinen Ankerklüsen und Niedergängen. Der Namenszug “Savonmaa” ist in aufgebrachten Stahlbuchstaben noch zu erkennen.